24 Mai Vergiss das Atmen nicht !
Zu atmen ist die einfachste Sache der Welt, doch oftmals unser größtes Sorgenkind.
Atemlos in der Coronakrise
Unser Atem ist unsere „Lebensversicherung“, denn nicht zu atmen bedeutet, nicht lebendig zu sein. Atmen ist ein wahrliches Lebenselixier, die natürlichste Sache der Welt und unsere kostenlose Kraftquelle.
Wir atmen. Es geschieht von ganz alleine, denn der Atem wird automatisch über das vegetative oder autonome Nervensystem geregelt. Dennoch können wir diesen vegetativen Vorgang willentlich beeinflussen, um die heilsame Kraft des Atems zu nutzen.
Frei atmen und sich besser fühlen
Je tiefer, intensiver und freier wir atmen, umso mehr Sauerstoff gelangt über die Lunge ins Blut und C02 wird aus dem Körper abtransportiert. Fühlen wir uns gestresst, wird der Atem schnell zu flach und zu kurz. Eine flachere Atmung hat auch Einfluss auf unsere Gesundheit, denn bei einer guten Bauchatmung gelangt nicht nur mehr Sauerstoff in den Körper, sondern die Bauchorgane werden durch die Atembewegung sanft stimuliert. Ebenso spiegelt unsere Atmung auch unsere Stimmung wider und somit hat unser Atemrhythmus einen gewaltigen Einfluss auf unser Befinden.
Gesunde Erwachsene atmen etwa 15 bis 20-mal pro Minute ein und aus (Ruhefrequenz/Quelle Lungenliga.ch).
Pro Tag sind es etwa bei 15 Atemzüge pro Minute insgesamt 21.600 Atemzüge, die uns Leben schenken.
Corona macht atemlos
Wir erleben gerade alle in dieser schwierigen Zeit der Corona-Pandemie eine große Herausforderung. Unser Gehirn kennt diese aktuelle Situation nicht, die wir oftmals als Bedrohung empfinden. Wir müssen alles erst einmal verstehen, einordnen, für uns sortieren und lernen, damit zu leben. Täglich strömen neue Meldungen zu dem Coronavirus auf uns ein. Die Medien präsentieren uns die Macht des Virus. Immer wieder sind erschreckende Bilder zu sehen, die uns die hohe Sterblichkeit vor Augen führt und uns an unsere Endlichkeit erinnert.
Wer sich der Fülle der Nachrichtenflut entziehen möchte, wird spätestens seit Einführung der Maskenpflicht mit der neuen Situation konfrontiert. Das sorgt bei vielen Menschen für ein Gefühl der Besorgnis, des Irritiertsein oder einer inneren Unruhe.
Schnell kommen da Gefühle auf wie: „Da bleibt mir glatt die Luft weg“, „mir stockt der Atem“ oder ich komme vor lauter Aufregung, innerer Anspannung und Ängstlichsein ganz außer Atmen. Diese Formulierungen zeigen, wie schwierige Situationen oder psychische Belastungen unseren Atemrhythmus durcheinander bringen können. Die Sorgen und Ängste nehmen uns im wahrsten Sinne des Wortes die Luft zum Atmen.
Ebenso erlebe ich es, mit einer Maske kann ich nicht gut atmen und bekomme sehr schnell Kopfschmerzen.
Schon kurz vor der eingeführten Maskenpflicht habe ich einige Selbstversuche gestartet und diese beschrieben „So eine Maske trage ich nicht“: Lies hier
Ich konnte auch beobachten, dass sich mein Atem im Einkaufsmarkt verändert hat. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch keine Maske getragen, weil noch keine Maskenpflicht herrschte, aber viele Menschen schon Masken und Handschuhe trugen.
Mein Atem wurde sehr viel flacher und kurzzeitig ertappte ich mich, dass ich bei Begegnungen mit anderen Menschen den Atem kurz anhielt. Dies geschah ganz unbewusst! Aber ich habe es sofort gespürt und fühlte mich nicht gut.
Angst macht eng
Bei erhöhter innerer Anspannung, sich Sorgen, bei Stress oder Aufregung, verändert sich unser Atem. Es greifen biologische Programme aus der Steinzeit, der „innere Neandertaler“ (so nenne ich diese Reaktionen) meldet sich.
Wir atmen nicht mehr gleichmäßig und die Atmung wird flacher. Der Atem geht nicht mehr tief in den Bauch, weil sich der Brustkorb bei Stress leicht zusammen zieht und das Zwerchfell sich verspannt. Durch die Gefühlsachterbahn und das Stressgefühl gehen Impulse an die Muskulatur und es kommt zu einer körperlichen Anspannung. Desweiteren kommt es durch das Stresserleben zu einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen. Der innere Neandertaler möchte auf uralte Überlebensmechanismen zurück greifen – den Fight-, Flight oder Freezemodus. Eine Aktion, also Kampf oder Flucht, gehört aber nicht zu den heutigen Bewältigungsstrategien. Da wir so mancher Stresssituation aber nicht einfach entfliehen können, werden weitere Schutzmechanismen aktiviert. Die Schultern werden hochgezogen, der Brustkorb verengt sich, die Bronchien verkrampfen sich, weil man vor lauter komischen Gefühlen die Luft anhält und man sich irgendwie einigeln möchte, früher war es das „Freeze“, also sich regungslos bzw. tot stellen.
Das Fatale ist nur, dass genau diese zusammengezogene Körperhaltung die Atmung beeinflusst, aber im negativen Sinne. Daher fühlen wir uns bei Unwohlsein, Angst oder bei erhöhtem Stress atemlos und sehr angespannt. Man nimmt sich nicht mehr die Zeit bewusst zu atmen, bzw. spüren wir uns nicht mehr. Dazu kommt die „komische“ Körperhaltung, die eine freie Atmung kaum ermöglicht. Diese Körperhaltung hat wiederum Einfluss auf unsere Emotionen. Körperhaltungen beeinflussen unsere Gefühle und unsere Gefühle beeinflussen unseren Körperausdruck. In dem Buch „Embodiment“ (Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und Nutzen / Maja Storch, Benita Cantieni, Gerald Hüther, Wolfgang Tschache, Verlag Huber) wird dieses Zusammenspiel von Körper und Psyche nicht nur gut beschrieben, sondern auch durch Bilder anschaulich dargestellt, die mittels Wärmebildkamera aufgenommen wurden und zeigen, welche Veränderungen durch Körperhaltungen geschehen.
Der Atem wird in Stresssituationen kurz und flach, dabei wäre es extrem wichtig genau jetzt einmal tief durchzuatmen. Das ist nämlich ein guter Gegenimpuls zu dem Stressempfinden.
Seufzen befreit
Wie wäre es einfach mal zu Seufzen? Es ist ein tolles Hilfsmittel, um den Atem für einen Moment wieder intensiver und tiefer werden zu lassen – und es sorgt für ein sofortiges Wohlgefühl. Jeder Seufzer darf auch geräuschvoll zelebriert werden.
⇒ also einfach einmal seufzen
Inhale – exhale
Mit der bewussten Wahrnehmung unserer Atmung und besonderen Atemübungen können wir direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen. Wie wohltuend es sich anfühlt, weiß wer Yoga oder andere Entspannungstechniken übt.
Eine gute Atmung bedeutet, lang und tief, sowie entspannt, zu atmen. Im Yoga heißt es, dass wir über das Atmen in Verbindung und Austausch mit der Welt sind. Über die Luft, die wir einatmen, nähren wir unseren Körper mit Prana (Lebensenergie).
Nutzen wir doch die Heilkraft unserer Atmung!
TIPPS
1) Einfach mehrmals pro Tag bewusst lang und tief durchatmen und sich spüren – denn zu atmen bedeutet zu leben!
„Ich atme ein – ich atme aus“, konzentrieren Sie sich bewusst auf das Ein- und Ausatmen. Sie können auch „Ein“ – beim Einatmen und „Aus“ beim Ausatmen als eine Art Mantra denken.
2) Üben Sie die achtsame Vollatmung, das bewusste Ein- und Ausatmen:
Einatmen: Atmen Sie in einem Atemzug ein (aber mit 3 Stationen, ohne Zwischenstopp) – füllen Sie zuerst den Unterbauch, den Oberbauch und dann die Lungen. Spüren Sie wie sich die Bereiche weiten.
Ausatmen: Atmen Sie in einem Atemzug aus, leeren Sie zuerst die Lungen, den Oberbauch und dann den Unterbauch.
Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atemrhythmus.
3) Wichtig ist es auch, durch Übungen den Brustkorb wieder zu weiten, damit sich die Atmung wieder vertiefen kann.
Ich finde es gerade in Zeiten dieser Pandemie sehr wichtig und habe dazu für (hoch)sensible Kinder ein paar Gedankenimpulse aufgeschrieben, die auch für Sie informativ sein können. Ebenso habe ich die Übung „Flügelschlagen“ vorgestellt, die ich extrem wichtig finde.
Die Anleitung und weitere Infos finden Sie hier
4) Als kleines Geschenk möchte ich Ihnen ein paar Yogaübungen an die Hand geben, die in stressigen Situationen sehr hilfreich sind hier bitte klicke hier Yogaübungen für eine bessere Atmung
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Üben und bleiben Sie gesund!
Herzlichst Sabina Pilguj
„Spirit Talk „Hochsensibel & Corona-Krise“ mit Sabina Pilguj“
Sonja Ariel von Staden führte mit mir Anfang April (noch vor der Maskenpflicht) ein Interview:
Der Link zum Video auf youtube
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