10 Jan Dies ist ein besonderer Brief an Lehrer*innen, Pädagogische Mitarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen
Dies ist ein besonderer Brief an Lehrer*innen, Pädagogische Mitarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen!
*** Dieser Beitrag enthält Werbung, da ich auf meine Bücher und auf AMIGOS-Botschaften – der Blog für hochsensible Kinder und Eltern – auf meiner Website hinweise ***
Ich bin Amigo, ein Hund mit einem besonderen Anliegen: Ich möchte den Kindern Mut machen, sie sollen sich bedeutsam und total normal fühlen – so wie sie sind. Insbesondere gilt das für die (hoch)sensiblen Kinder.
Im Namen der vielen Kinder und Eltern, die mir immer wieder schreiben, weil sie das Buch, in dem ich über Hochsensibilität spreche und das Thema den Kindern nahe bringen möchte „Ich bin wie ich bin – genial und total normal“ oder Sabinas Blog mit meiner eigenen Rubrik „Amigos Botschaften“ (www.ibi-za.de) gelesen haben, habe ich ein paar Rückmeldungen und Anmerkungen gesammelt. Diese möchte ich jetzt an Euch weitergeben in Form eines Briefes aus der Sicht eines hochsensiblen Kindes.
Mein größter Wunsch ist, dass sich alle feinfühligen und hochsensiblen Wesen in der Gesellschaft angenommen, respektiert und wertgeschätzt fühlen können.
Mit Mitgefühl bzw. mit viel Gefühl können Herzen geöffnet werden, um so die Welt dadurch friedvoll zu verändern.
Ich freue mich, wenn du – liebe Lehrerin, lieber Lehrer, liebe(r) Pädagogischer Mitarbeiter*in oder Sozialpädagog*in – dir ein paar Minuten Zeit nimmst, diese Zeilen zu lesen. Der Brief ist etwas länger geworden, als geplant, aber es ich möchte dich in die Welt der hochsensiblen Kinder mitnehmen.
Lieben Dank!
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10. Januar 2020/20.7.2021
Liebe Lehrer*innen, Pädagogische Mitarbeiter*innen oder Sozialpädagog*innen,
ich bin ein ganz normales Kind, dennoch habe ich eine Besonderheit, nämlich meine Wahrnehmung:
Ich bin ein Vielfühler, Ultrawahrnehmer und Immerdenker!
Du denkst jetzt bestimmt, was ist das denn schon wieder, oder?
Ich bin ein tolles Kind, wie alle anderen Kinder auch, bin total normal, aber entspreche dennoch nicht der Norm, weil ich die Welt anders wahrnehme. (Die Frage ist nur, was ist denn eigentlich DIE NORM bzw. NORMAL?).
Meine intensive Wahrnehmung und mein Feingefühl sind keine Krankheit, Störung oder Schwäche, sondern eine angeborene Besonderheit.
Ich habe eine Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität, bin also hochsensibel.
Ich nehme mehr Reize auf als andere Kinder. Das macht mir das Leben nicht immer leicht!
Möchtest du mehr über meine Wahrnehmungswelt als Vielfühler, Ultrawahrnehmer und Immerdenker erfahren, dann findest du weitere Informationen auf der Website www.ibi-za.de: Amigos Botschaften.
Wenn du dich in das Thema eingelesen und auch diese Zeilen gelesen hast, wirst du mich (hoffentlich) mit anderen Augen betrachten.
Ich möchte dir von mir erzählen, damit du mich noch besser verstehen kannst, warum ich manchmal „anders“ reagiere.
Hier ein paar Beispiele aus meinem Leben:
Neue Situationen überfordern mich leicht. Auch wenn ich manchmal wie ängstlich erscheine, bin ich grundsätzlich kein Angsthase. Aber ich mache mir so viele Gedanken und Sorgen über alle möglichen Dinge, dass es dann wie eine Unsicherheit oder Ängstlichkeit wirken kann. Bitte lies den Blogbeitrag Immerdenker, dann kannst Du meine komplexe Denkweise besser verstehen.
Ich brauche mehr Zeit (Eingewöhnung in den Schulalltag).
Neue Situationen sind für mich immer eine große Herausforderung und manchmal fühle ich mich dadurch auch überfordert.
Ich brauche Zeit, sehr viel Zeit! Mehr Zeit als andere Kinder und viel Verständnis für meine vielen Gedanken und tiefen Gefühle. Die ersten Tage in der Schule fallen mir oftmals sehr schwer, denn ich kann mich nicht so leicht auf neue Situationen einlassen, weil sie mich verunsichern.
In der Schule fühle ich mich manchmal total verloren und fremd und von den Erwachsenen und Kindern nicht richtig verstanden. Dabei möchte ich verstanden werden – das ist mein größter Wunsch!
Aber hier ist alles ist anders. Anders als in meinem Zuhause oder wie es in der Kita war. Zuhause ist es sehr kuschelig und alles ist mir vertraut. Und plötzlich ist alles neu, riecht anders und es ist sehr viel lauter. Das Schulgebäude ist sehr viel größer als meine kleine Kita und es sind auch mehr Kinder auf dem Pausenhof. Puh! Das ist mir manchmal nicht geheuer.
Die Lehrerinnen oder Lehrer wirken oftmals sehr streng und möchten, dass ich schon gut mitmache. Aber all das Neue, die Aufgaben und Herausforderungen und auch die vielen Erwartungen bringen mich oft gefühlsmäßig durcheinander und verwirren oder überfordern mich. Es gibt Situationen, in denen ich mich hilflos fühle, weil diese mich verunsichern. Meine vielen Gedanken in meinem Kopf, die ich mir über alles Mögliche mache, sorgen für mir ein Gedankenkreisen – ein Gedankenkarussell. Es hört nicht auf und dreht sich immer schneller. Mir ist alles zu viel und ich muss dann manchmal weinen, weil ich mich so hilftlos und alleine fühle. Ich möchte dann doch lieber nach Hause zu meiner Mama oder Papa!
Solche komischen Gefühle überrumpeln mich an manchen Tagen und ich kann nichts dagegen tun! Denn ich möchte ja ein Schulkind sein und viele Dinge lernen. Und auch mit anderen Kindern zusammen sein.
Meine Lehrerin, Lehrer oder Unterstützer
Ich brauche unbedingt eine sehr nette und einfühlsame Bezugsperson, wenn meine Mama oder mein Papa nicht an meiner Seite sind. Sie sollte mich und meine Wahrnehmungswelt verstehen und versuchen, mich zu stärken und zu trösten, wenn ich beispielsweise traurig oder durcheinander bin. In diesen Momenten ist es wichtig, dass ich eine mir zugewandte Bezugsperson – eine verständnisvolle Lehrerin oder Lehrer, und für die Mittagszeit und tolle Pädagogische Mitarbeiter*innen,an meiner Seite habe, die dann so etwas wie ein sicherer Hafen für mich sind und mir das Gefühl von Sicherheit geben.
Wenn ich mich sicher und geborgen fühlen kann, fühle ich mich einfach besser und bin nicht so angespannt. Fühle ich mich dagegen unwohl, kann sich schnell ein Gefühlschaos bei mir einstellen. Ich kann nichts dagegen tun, es geschieht einfach! Dann fühle ich mich total überfordert und hilflos. Dies kann sich dann auch als Wut zeigen, obwohl ich gar nicht wütend sein möchte. Oder ich ziehe mich in mein Schneckenhaus zurück und rede mit niemanden mehr.
Bitte habt für mein Verhalten und meine Eigenarten Verständnis und findet mit meinen Eltern gemeinsam eine Lösung, wie ich den Schulalltag meistern kann und mich dabei auch wohlfühle.
Besonders wichtig ist mir, dass du bitte keinen Druck ausübst, oder verlangst, dass ich möglichst schnell im Schulalltag klarkomme.
Und bitte sag auch nicht:
„Du musst dich jetzt zusammenreißen…“,
„Da muss jedes Kind durch…“,
„In der Schule muss man sich anstrengen und jeder Anfang ist schwer…“
Sicherlich haben ganz viele Kinder keine Anfangsschwierigkeiten in der neuen Schule. Egal ob Einschulung oder Schulwechsel, aber ich bin anders.
Ich bin nicht wie „jedes“ Kind!
Ich fühle anders und nehme die Welt auch anders wahr, eben sehr viel intensiver und mit mehr Tiefe. Und ich bin kein „Normschubladen-Kind“.
Daher ist es wichtig, dass ich bei der Einschulung oder bei einem Schulwechsel einen guten Schulstart habe. Sicherlich werde ich einige Anfangsschwierigkeiten haben. Um mich auf etwas einzulassen und Vertrauen zu entwickeln, brauche ich eine sehr verständnisvolle Begleitung und mehr Zeit als andere Kinder.
Manchmal beobachte ich alles erst einmal mit etwas Abstand. Das brauche ich, um Sicherheit zu gewinnen. Manchmal sage ich auch erst einmal kaum ein Wort. Es fällt mir schwer, weil mich vieles verunsichert. Es ist wichtig, dies zu wissen, denn ich bin nicht unfreundlich, desinteressiert, arrogant, geistig abwesend oder komisch, sondern ich verstecke meine Vielfühlerei gerne hinter einer Maske. Sie ist dann wie ein Schutzschild. Für mich ist es hin und wieder richtig anstrengend, weil ich mich so sehr zusammenreiße, um ja nicht aufzufallen. Dann wirke ich in der Schule wie schüchtern und ängstlich. Es fühlt sich dann so an, als würde es in mir brodeln, aber ich zeige es nicht. (Leider flippe ich dann oftmals aber Zuhause aus – es fühlt sich so an, als würde ich dann explodieren, weil ich so überanstrengt bin von den vielen Reizen und dem Zusammenreißen).
Darum ist es wichtig, mich in meiner Wahrnehmungswelt zu verstehen und dass Ihr versucht, hinter meine Maske zu schauen. Vielleicht könnt Ihr Euch auch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mir einige Dinge zu Herzen nehme, weil ich nicht so wie die anderen Kinder bin oder mir Dinge schwer fallen.
Findet bitte zusammen mit meinen Eltern eine Strategie, wie mir die Eingewöhnungszeit leichter fällt. Vor allen Dingen möchte ich in meiner Gefühlslage verstanden werden, damit ich nicht das Gefühl habe, es liegt an mir, weil ich es nicht so hinbekomme, wie die anderen Kinder. Dann entwickel ich ja noch mehr komische Gefühle, Unsicherheiten oder Ängste, die es noch schwerer machen, mich auf neue Situationen einzulassen. Also gebt mir bitte Zeit – viel Zeit.
Bitte unterstützt mich auf diesem neuen Weg und Lebensabschnitt.
Meine Bitte an dich: Gib mir das Gefühl, dass ich ok bin, so wie ich bin – mit meinen Schwächen und Stärken.
Hochsensible Besonderheiten
Ich bin total normal und dennoch anders: Das bedeutet aber nicht, dass ich zu sensibel für diese Welt bin und man mich in Watte packen muss. Ich möchte auch keine Extrawurst oder Sonderbehandlung. Wichtig ist es zu wissen, dass ich mehr Reize aufnehme und schneller aus der inneren Balance komme. Deshalb weine ich oftmals, bin aber keine Heulsuse. Ich brauche also mehr Verständnis und Unterstützung.
Manchmal kann ich sehr eigenbrötlerisch wirken, oder wie eine Träumerin oder Träumer. Aber ich kann auch ein Klassenclown sein und auch wenn ich oftmals eine große Klappe habe, kann mich schon ein blödes Wort oder eine schlimme Bemerkung von anderen Kindern völlig aus der Bahn werfen. Ich möchte mich dann nur noch in einer Höhle verkriechen und bin kaum noch ansprechbar.
Noch einmal zur Erinnerung:
Wenn die Reize zu viel werden, bekomme ich manchmal ein Karussell in meinem Kopf, dass sich gefühlt immer schneller dreht und ich dann nicht mehr kann. Ich kann dann schnell mal wütend werden oder „komisch“ reagieren. Es kann sein, dass Du mich vielleicht nicht sofort verstehst …, aber versuche, mich trotzdem zu verstehen und hilf mir, mein Gefühlschaos zu ordnen und meine emotionale Schieflage wieder in Balance zu bringen.
Ich reagiere sehr empfindsam und mein Gehirn läuft ständig auf Hochtouren, weil es all die Reize und Informationen verarbeiten muss. Dadurch bin ich schneller erschöpft und es ist wichtig, dass ich Raum für eine Rückzugsmöglichkeit und mehr Ruhe habe. Ebenso wichtig ist es, dass ich ausreichend Wasser trinke und zwischendurch einen Snack einnehmen darf. Erlaube mir auch während einer Unterrichtsstunde einmal etwas zu naschen.
Ich kann sehr laut sein, bin aber trotzdem selber sehr geräuschempfindlich. Es ist wichtig, das zu wissen, denn viele Kinder in einem Klassenraum, mit einer enormen Lautstärke sind für mich ein großer Stressfaktor. Ich kann mich dann nicht mehr konzentrieren oder zuhören. Ich mag es lieber ruhig und nicht so wuselig. Ich bin nicht unbedingt ein Großgruppentyp. Eine gute Unterstützung ist es, wenn ich ab und zu Kopfhörer tragen darf. Das dürfen inzwischen viele Kinder mit einer sensibleren Wahrnehmung und nicht nur bei einer Stillarbeit.
Wichtig wäre nur, dass es mit der Klasse besprochen wird, damit mich die anderen Kinder verstehen und nicht noch zusätzlich hänseln.
Mir fällt es manchmal auch sehr schwer mit anderen Kindern eine Gruppenarbeit zu machen. Ich habe dann oft das Gefühl, dass die anderen mich nicht verstehen. Aus diesem Grund arbeite ich lieber für mich alleine.
Ich bin auch nicht sozial unreif, nur weil ich oftmals eher abwartend bin und lieber erst einmal nur beobachte, bis ich etwas umsetzen oder mich in eine Gruppe einbringen kann. Für manche Dinge brauche ich eben etwas länger und mehr Zeit. Dafür bin ich sehr genau und gewissenhaft. Ich erfasse erst einmal die Dinge aus einer sehr komplexen Sichtweise.
Ich bin ebenfalls sehr kreativ und mag es nicht so gerne, wenn ich beispielsweise etwas abmalen soll. Ich male lieber eigene Bilder, denn ich habe meistens viele tolle Ideen in meinem Kopf!
Bezeichne mich auch nicht als „auffällig“, nur weil ich gerne mal abseits stehe und alles beobachte. Das tue ich, weil ich mir gerne alles einmal in Ruhe anschaue, lerne und versuche zu vertrauen. Viele fremde Kinder oder neue Situationen verunsichern mich. Ich muss all diese Eindrücke erst einmal verarbeiten und das braucht seine Zeit – auch Zeit zu vertrauen und sich zu trauen.
Gib mir diese Zeit und zwinge mich nicht mitzumachen, wenn ich noch nicht so weit bin.
Durch meine intensivere Wahrnehmung mag ich auch nicht alles essen oder trinken. Einige Dinge brennen dann auf meiner Zunge, ich mag es einfach nicht oder mir wird übel davon. Ebenso mag ich einige intensive Gerüche nicht, weil ich davon Kopfschmerzen bekomme.
Flackerndes Licht oder Neonlichter irritieren mich manchmal, so dass ich mich dann nicht mehr konzentrieren kann. Ebenso mag ich keine Zugluft, deshalb sitze ich nicht so gern mit dem Rücken zum Fenster.
Apropos Sitzplatz: Ich brauch unbedingt meinen Wohlfühlsitzplatz. Also einen Sitzplatz, den ich mir selber aussuchen darf. Das ist für mich extrem wichtig! Nur dann kann ich mich auch einigermaßen konzentrieren und habe weniger Stress.
Ganz schlimm finde ich es, wenn die Plätze regelmäßig getauscht werden sollen. Das mag ich gar nicht und das ist für mich ein großer Stressfaktor. Ich mag auch nicht unbedingt neben allen Kindern sitzen. Wenn mir jemand nicht so gut gefällt, dann kann ich mich mit dem Kind nicht anfreunden und schon gar nicht dicht neben dem Kind sitzen. Ich habe dann ganz komische Gefühle in meinem Bauch. Daher ist es sehr wichtig, auf meine Bedürfnisse einzugehen. Nicht, weil ich eine Extrawurst haben möchte, sondern weil ich mich dann nicht wohl fühle.
Es kann sehr hilfreich sein, wenn ich einen Sitzplatz weiter vorne bekomme, damit ich nicht von dem Lärm und den Geräuschen überflutet werden.
Ach so, und noch etwas: Wenn ich etwas nicht mag oder nicht möchte, bitte sage nicht „Stell dich nicht so an“. Ich stelle mich nicht an, ich empfinde ganz real so, wie ich es sage.
Ich habe das Perfektionisten-Gen in mir
Vielleicht fragst Du dich jetzt, was das ist. Ich kann es nicht genau erklären, aber scheinbar sind davon viele Hochsensible betroffen. Ich neige zum extremen Perfektionismus und habe sehr hohe Ansprüche an meine Leistungen. Das ist einfach so da, ohne dass meine Eltern mich besonders fördern oder Druck aufbauen.
Auf der einen Seite ist es toll, weil dadurch auch viele tolle kreative Dinge entstehen. Aber für den Schulalltag ist es leider eine schlimme Angelegenheit. Dieses Perfektionisten-Gen ist der Grund, warum ich mich so selten oder fast nie im Unterricht melde. Ich habe immer Sorge, dass es doch falsch sein könnte und ich dafür ausgelacht werde. Wenn ich mir aber wirklich mal zu 150% sicher bin, dann melde ich mich auch. Ich weiß schon sehr viel, weil ich mich für so viele Dinge interessiere. Aber es fällt mir ultraschwer, mit zu melden und etwas vor einer Gruppe zu sagen. Da ich mich eh schon anders als die anderen Kinder fühle und oftmals komische Gefühle in mir habe, möchte ich nicht noch komischer wirken, wenn ich etwas falsches sage.
Durch meine vielschichtige und komplexe Wahrnehmung bin ich mit anderen oft sehr ungeduldig. Ich bin gedanklich schon ein paar Schritte weiter und kann es nicht verstehen, dass die anderen mir nicht folgen können.
Apropos Gruppe: Ich mag es auch nicht, vor einer Gruppe zu sprechen. Es verunsichert mich total. Ich sehe dann all die anderen Kinder, ihre Blicke und ich nehme ihre Stimmungen wahr und das irritiert mich. Ich weiß, dass ich es lernen möchte, aber dafür brauche ich auch viel Zeit. Vielleicht darf ich zu Anfang meine Referate einfach in schriftlicher Form abgeben, oder ich lese diese vom Platz aus vor.
Klassenfahrten
Allein bei dem Wort „Klassenfahrt“ kriege ich schon Panik. Ich mag keine Klassenfahrten. Ich weiß, dass andere Kinder sich riesig darauf freuen, aber ich kann mich nicht darauf freuen. Ich denke einfach zu viel! (In dem Beitrag (Immerdenker) ist die komplexe Denkweise von hochsensiblen Kindern beschrieben).
Während andere Kinder sich auf das Abenteuer Klassenfahrt freuen, habe ich sofort zig Gedanken im Kopf:
- Wo schlafe ich, wie wird es sein,
- was ist wenn ich traurig bin,
- wer tröstet mich,
- wie riecht es dort, was gibt es zu essen,
- was ist, wenn ich das Essen nicht mag,
- was ist, wenn ich Angst bekomme,
- was ist, wenn ich die anderen Kinder nicht mag oder sie mich nerven,
- kann ich auch mal alleine spielen oder malen,
- was ist, wenn mir die Ausflüge zu anstrengend sind….
- und noch so viele weitere Gedanken …
Wenn ich also nicht zu einer Klassenfahrt möchte, dann möchte ich es nicht. Und Niemand tut mir einen Gefallen damit mich zu überreden, weil „ich etwas versäumen könnte und es für die Klassengemeinschaft wichtig sei….“. Auch wenn ich die anderen Kinder nett finde, und ich vielleicht sogar gerne dabei sein würde, überwiegen aber all die Punkte, die mein Wohlbefinden erheblich stören und ich mich dann richtig schlecht fühle. Und das möchte ich nicht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es in meinem Kopf und in meinem Herz ausschaut. Wenn ich nicht möchte, dann möchte ich es nicht (weil es mir nicht guttut) und PUNKT.
Reizüberflutung und Entspannung
Ruhe & Rückzug sind sehr wichtig für mich. Bitte lies die Blogbeiträge #Bist Du auch ein Vielfühler, Ultrawahrnehmer und Immerdenker (Einleitung), bzw. die Einzelbeiträge: #1Vielfühler, #2 Ultrawahrnehmer und #3Immerdenker, mit den vielen Beispielen, dann verstehst Du meine Wahrnehmungswelt und auch warum ich so schnell reizüberflutet bin.
**** Vielfühler – Ultrawahrnehmer – Immerdenker ****
Manchmal wird mir einfach alles zu viel, ob ich es will oder nicht, es geschieht einfach. Dann kann ich nicht mit so vielen Kindern in einem Klassenraum oder einer Sporthalle sein. Es fühlt sich ganz schrecklich für mich an. Ich brauche dann dringend eine Möglichkeit, mich zurück zu ziehen, kurz auf den Flur, auf die Toilette, nach draußen oder in einen Ruheraum zu gehen, um mich wieder zu regenerieren und zur Ruhe zu kommen. Sonst kann ich es nicht aushalten – ich fühle mich dann oftmals total verwirrt und reizüberflutet.
Hilf mir, mich zu entspannen, damit ich mich wieder wohlfühle.
In Momenten der Reizüberflutung und wenn es mir nicht gut geht, ist nicht nur der Rückzug und Entspannung wichtig, sondern ebenso wichtig ist es, dass ich etwas trinken und essen darf. Mein Gehirn arbeitet immer auf Hochtouren und daher ist ein kleiner Snack zwischendurch für mich sehr wichtig.(Das hatte ich ja schon bereits geschrieben).
Ich bin sehr sensibel
Durch mein Sensibelsein und mein intensives Einfühlungsvermögen gibt es Dinge, die nicht in mein Weltbild passen. Dazu gehören Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten. Ich kann es nicht verstehen, wenn andere Kinder ausgelacht oder geärgert, schlimmstenfalls sogar geschubst oder gehauen werden. Das fühlt sich in meinem Herzen ganz schlimm an, so als würde ich es alles am eigenen Leib erfahren. Ich leide dann richtig mit.
Ich kann Ungerechtigkeiten anderen gegenüber ebenso wenig ertragen, wie selbst ausgelacht oder gehänselt zu werden. Andere Kinder finden es lustig, ich empfinde es als sehr schlimm. Ich muss dann manchmal tagelang darüber nachdenken, weil ich mir alles so sehr zu Herzen nehme. Das ist für mich dann richtig schlimm! Am liebsten habe ich es harmonisch und dass alle anderen Kinder gut miteinander umgehen.
Ich mag es auch nicht, wenn ich forsch oder sehr laut in einem Feldwebelton angesprochen werde. Dann zieht sich in mir alles zusammen. Ebenso mag ich keine strafenden, bösen Blicke, dann fühle ich mich hundeelend.
Weißt du, ich möchte dir am liebsten noch so viele Dinge von mir erzählen, damit du verstehst, dass ich einfach „nur“ hochsensibel bin und, dass meine Hochsensibilität bzw. meine Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität keine Ausrede für meine angeborene, besondere Wahrnehmung, mein Empfinden und mein Verhalten sein soll.
Manchmal fühle ich einfach zu viel und ich bin dann so durcheinander, dass ich mein Gefühlschaos oftmals selber nicht verstehen kann.
Mir ist es wichtig, dass du weißt, dass ich keine Heulsuse, kein Weichei, kein Sensibelchen, keine Mimose und auch nicht „unnormal“ oder „unpassend“ für diese Gesellschaft bin.
Hochsensibilität ist auch keine Krankheit oder sonstige Störung, sondern einfach eine Normvariante in einer sensibleren Wahrnehmungswelt.
Mein Herzenswunsch:
Bitte versuche, meine Wahrnehmungswelt nur ansatzweise nachzuempfinden und dich einzufühlen, damit Du mich besser verstehen und mir zur Seite stehen kannst.
Fördere meine Stärken und konzentriere dich nicht auf meine vermeintlichen Schwächen oder mein Anderssein.
Wenn ich manchmal so durcheinander bin, dann bin ich auch nicht mehr ansprechbar. Schick mich nicht vor die Tür oder stelle mich vor den Anderen bloß, sondern begleite mich! Habe ich mich wieder beruhigt, besprich das unerwünschte Verhalten mit mir in aller Ruhe und hilf mir, Lösungen zu finden und Strategien zu entwickeln, wie ich es anders machen kann.
Als Lehrer*in, Pädagogischer Mitarbeiter*in oder Sozialpädagog*in hast du eine verantwortungsvolle Aufgabe und du kannst mir mit deiner empathischen Haltung helfen, mein Ich zu stärken.
Entdecke die vielen Schätze in mir!
Du kannst mir helfen, meine Gefühle zu verstehen, denn manchmal verstehe ich mich selber nicht. Du kannst ein Teil meiner positiven Entwicklung zu mehr Selbstbewusstsein und Resilienz sein.
Eine wertvolle Hilfe für mich wäre es, wenn Du das Thema „sensiblere Wahrnehmung“ und auch andere Besonderheiten im Unterricht mit der Klasse besprechen würdest.
Schenke mir das Gefühl, dass so wie ich bin, total normal und bedeutsam bin.
Ich werde es Dir für immer danken.
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Bitte leitet diesen Brief auch an andere Lehrer*innen, Pädagogische Mitarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen weiter, damit hochsensible Kinder besser verstanden und akzeptiert werden.
Verständnis und Akzeptanz sind so wichtig für die Feinfühler, damit sie in ihrem empfindsamen, angeborenen Wesenszug „gesehen“ werden.
Dieser Brief wird demnächst (in Arbeit) auch als PDF hier zur Verügung stehen, damit dieser Text auch weitergegeben oder ausgedruckt werden kann.
In diesem Dokument werden zusätzlich die wichtigsten Möglichkeiten zur Unterstützung noch einmal aufgeführt.
Wenn Du Dich für das Thema „Hochsensible Kinder“ interessierst, möchte ich Dir meine beiden Bücher vorstellen.
Hier findest du weitere Infos zu dem Buch: hier klicken
Hier findest du weitere Infos zu dem Buch: hier klicken
Neuerscheinung 2022 „Gefühle und Sensibilität im Unterricht“
Für die Lehrkräfte: Einführung in das Thema „Hochsensibilität“ bzw. „Hochsensible Kinder“
Für die Kinder: Viele Übungen, Tipps, Gedankenimpulse für ein wertschätzendes Miteinander, Gefühle zeigen, Sensibiltät und Hochsensibilität
Weitere Infos zu der Neuerscheinung auf der PERSEN Verlagsseite: hier klicken
Das Buch „Kinder födern mit Denksntößen“ eigenet sich ebenfalls wunderbar umd die Gedankenimpulse im Unterricht aufzugreifen.
Weitere Infos zu dem Buch auf der Verlagsseite von Via Nova (das Buch ist überall erhältich): hier klicken
Wenn Du Interesse an einer Fortbildung zu dem Thema „Hochsensible Kinder verstehen, fördern und mit Kinderyoga und Stressreduktion stärken“ schreib mir gerne eine Mail: sabiza@t-online.de
Weitere Infos/News findest du auf meiner Website www.ibi-za.de
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♥ Entspannungstipp für Kinder im Schulunterricht: Übung Flügelschlagen als PDF hier klicken: Flügelschlagen
Dies ist mein Blog. Ich schreibe für die hochsensiblen Kinder und ihre Eltern:
Das wir: Sabina und Amigo
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Posted at 17:27h, 17 September[…] Meine Hundefigur “Amigo” agiert als Mutmacher und Botschafter für hochsensible Kinder. Es gibt einen besonderen Blogbeitrag der sich an Lehrkräfte, Sozialpädagog*innen und Pädagogische Mitarbeiter*innen richtet. In diesen Brief wird die Wahrnehmungs- und Gefühlswelt der hochsensiblen Kinder aus Kindersicht geschiltert. Link zum Beitrag – hier klicken […]