„Sanfte Einschulung“… HÄ? Wie soll das für hochsensible Kinder funktionieren?

Der Tag der Einschulung nähert sich und viele Kinder freuen sich riesig darauf, endlich ein Schulkind zu sein.

 

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Mit der Einschulung beginnt „der Ernst des Lebens“

Es gibt aber auch Kinder, denen bereitet das Thema „Einschulung“ große Sorgen, das sind meistens die schüchternen, sensiblen oder hochsensiblen Kinder.

Hochsensible Kinder sind gefühlsstark und reagieren durch ihre angeborene Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität auf viele Reize und Emotionen intensiver, ebenso ist ihre Gedankenwelt von einer besonderen Tiefe und Intensität, so dass sie auch eine intensivere Begleitung brauchen. Einige von ihnen sind Nestflüchter und andere dagegen Nesthocker. Sie tun sich schwer, den neuen Situationen freudig entgegen zu sehen.

Die Feinfühler kommen mit Veränderungen manchmal nicht so gut klar. Sie machen sich im Vorwege schon viele (zu viele!) Gedanken.

Meistens kommen zur bevorstehenden Einschulung dann noch die „gut gemeinten“ Ratschläge der Großeltern oder der Verwandtschaft, wie beispielsweise:

„Das Leben ist kein Ponyhof“ oder „Das Leben ist kein Wunschkonzert“ und „Nun beginnt der Ernst des Lebens“ … 

Nun beginnt der Ernst des Lebens – diesen Titel entdeckte ich kürzlich auf einem Kinderbuch. Ich muss fairerweise sagen, dass ich das Buch nicht gelesen habe, könnte mir aber vorstellen, dass der Titel mit einer anderen Intention ausgewählt wurde und sich die Aussage im Text relativieren soll.

Aber Achtung! BÄM! Erst einmal steht da diese Aussage im Raum, die sich schnell in den Köpfen einbrennt. Und daher scheinen mir diese Worte kontraproduktiv.

Für mich klingt die Aussage „Nun beginnt der Ernst des Lebens …“  so, als würde mir mit dem Schuleintritt – mit dem Ernst des Lebens – der Spaß am Leben genommen werden.

Daher sollten Worte immer mit Bedacht gewählt werden.

Ich muss bei solchen Aussagen sofort an die Worte von Robert Betz, die ich auf einem Vortrag gehört habe, denken. Er sprach davon, wie sehr sich solche Worte einbrennen können und das Leben schwer machen.

„Robert Betz weiß außerdem, dass jeder von uns in seiner Kindheit zutiefst abwertende Gedanken über das Leben gehört hat, an die er sich bis heute erinnert“. (Zitat Greator 2.8.2021: Quelle: )

 

Knackpunkt Einschlung

In Beiträgen, die sicherlich Mut machen sollen, wird derzeit viel über eine sanfte oder auch bedürfnisorientierte Einschulung geschrieben.

„HÄ? – bedürfnisorientierte Einschulung?“ Ich stelle mir die Frage: „Wie soll das gehen?“

 

 

Manchmal verstehe ich die heutige Interpretation von „bedürfnisorientiert“ und die damit verbundenen Erziehungsansätze nicht.

Wie in der Fachliteratur nachzulesen ist, bezieht sich „Bedürfnisorientierte Erziehung “  auf das Konzept des amerikanischen Kinderarztes William Sears für Säuglinge „Attachment Parenting“. Diese Bedürfnisse sind überlebensnotwenig und müssen erfüllt werden. Heutzutage wird dieser Begriff gerne auf alle Altersgruppen übertragen und scheinbar geht es oftmals nur noch darum, die Bedürfnisse der Kinder zu 110 % zu erfüllen ….

 

Okay, zurück zum Thema „bedürfnisorientierte Einschulung“ – würde ein hochsensibles Kind nach seinen Bedürfnissen gefragt werden, würden sicherlich einige (viele, wenn nicht sogar die meisten) sagen: „Ich bleib Zuhause! Punkt.“

Eltern von hochsensiblen Kindern werden mir sicherlich zustimmen.

Natürlich gibt es hochsensible Kinder, die den Schulstart freudig herbeiwünschen und diesen auch mit Leichtigkeit meistern.

Aber aus meiner eigenen Erfahrung als Hochsensible und Mutter und den vielen Rückmeldungen von Müttern in meinen Seminaren, sowie auch die unzähligen Beiträge in sozialen Netzwerken der Mütter (meistens sind es Mütter, die sich Hilfe und Rat bei Gleichgesinnten suchen), lässt sich entnehmen, dass viele hochsensible Kindern eine große Unsicherheit, Verunsicherung erfahren, oder sie machen sich große Sorgen, grübeln viel, weinen, und können sogar Ängste in Bezug auf die Einschulung entwickeln.

 

All diese Gefühle, wie Sorge, Traurigkeit, Angst oder auch Leid, können Eltern den Kindern nicht abnehmen.

ABER die Kinder können empathisch begleitet werden, Mama und Papa können ihnen immer wieder ihre Zuwendung vermitteln, denn sie sind der sichere Hafen.

 

Die Angst vor dem Schulstart bei hochsensiblen Kindern:

Neue Situationen verunsichern die Feinfühler oftmals, weil sie ihre Komfortzone verlassen müssen.

Hochsensible sind Immerdenker und machen sich durch ihre besondere Art der Wahrnehmung viel mehr Gedanken, als andere Kinder (Blogbeitrag Immerdenker):

wie beispielsweise:

  •  ich habe Angst vor dem Schulweg und der neuen Situation
  •  mich verunsichern die vielen Kinder in einer Klasse und auf dem Schulhof
  •  da sind so viele größere Kinder, was ist wenn die mich ärgern
  •  ich muss mich in der Schule immer melden und etwas sagen, sonst bekomme ich schlechte Noten
  •  ich möchte neben niemandem sitzen, den ich nicht mag
  •  was ist, wenn ich traurig bin und weinen muss?
  •  wenn ich mich unwohl fühle, muss ich öfters auf die Toilette – in der Schule traue ich es mir nicht, ich werde bestimmt ausgelacht
  •  was ist, wenn die Lehrerin oder der Lehrer mich nicht mag oder ich sie/ihn nicht?
  •  und viele weitere, unvorstellbare Gedanken

 

All diese vielen Gedanken überfordern die hochsensiblen Kinder und können für Unwohlsein sorgen, enormen Stress auslösen und ihnen regelrecht den Schlaf bis zum Tag X – und auch danach – rauben. Sie kommen völlig aus ihrem seelischen Gleichgewicht.

Hochsensible haben durch ihre etwas andere, übergeordnete Sichtweise auf Dinge oftmals die schlimmsten Situationen vor Augen und stellen sich den „Worst Case“ vor.

 

 

Einiges davon wird niemals so eintreffen, aber viele hochsensible Kinder haben diese Situationen schon gedanklich vor ihren inneren Augen.

Feinfühler werden bei Veränderungen sicherlich die eine oder andere Herausforderung erfahren. Diese kann und darf man den Kindern nicht nehmen. Daher ist eine liebevolle, empathische Begleitung sehr wichtig.

 

Meine Erinnerung

Beim schreiben dieses Beitrages erinnere ich mich an meine Einschulung und welch große Ängste ich damals hatte. Es war halt eine andere Zeit und als Kind musste ich mich fügen, weil es ebenso war. Fakt war: Alle Kinder werden eingeschult und basta. Ich hätte mich niemals getraut, meinen Eltern meine Ängste, Sorgen und von den vielen unruhigen Nächten zu erzählen.

Daher sehe ich Nähe, liebevolle Zuwendung, Verständnis, Empathie und die Kinder in ihrer Gefühlswelt ernst zu nehmen, als enorm wichtig an, um die Kinder auf ihrem neuen Lebensabschnitt zu begleiten.

 

Meine Tipps:

  •  haben Sie als Mutter oder Vater kein Mitleid mit ihrem Kind, sondern Mitgefühl. Mitleid spürt das hochsensible Kind und dadurch kann  sich sein Leid vergrößern.
  •  Bleiben Sie in ihrer Klarheit und dem Wissen, dass Sie Ihr Kind bestmöglich unterstützen.
  • (Neue Entscheidungen können immer noch getroffen werden)
  •  Zeigen Sie sich empathisch und begleiten das Kind in seiner Gefühlslage: Durcheinandersein, Verzweiflung, Wut oder auch Tränen.
  •  Sagen Sie niemals „Stell dich nicht so an“ – Sie können die Gedanken voller Sorgen oder Ängste der hochsensiblen Kinder oftmals nur erahnen!
  • Möchte das Kind über das Thema „Einschulung“ sprechen, dann nehmen Sie sich die Zeit. Machen Sie Ihrem Kind Mut, aber ohne irgendwelche Floskeln oder Belehrungen.
  •  Ein wichtiger Punkt ist das Thema „Stressreduktion“. Helfen Sie ihrem Kind, den hohen Stresslevel der inneren Anspannung abzubauen. Spaziergänge in der Natur sind immer hilfreich, sowie Laufen und Lachen und natürlich auch Übungen zur Stressreduktion, beispielsweise Kinderyogaübungen.
  •  Begleiten Sie das Kind in den ersten Tagen auf dem Schulweg, so lange, wie es sich sicher fühlt und es sich traut, den Weg alleine zu meistern. Ebenfalls kann der Gang mit Freunden vieles erleichtern.

 

Vermitteln Sie dem Kind:

Ich bin da – wir finden für alles eine Lösung.

Ich nehme deine Gefühle sehr ernst und höre dir zu.

Ich tröste dich zu jeder Zeit.

 

Hochsensible zu stärken, damit sie mehr Verständnis uns Akzeptanz erlangen liegt mir sehr am Herzen.

 

Hier ist noch ein kleines Geschenk für das Schulkind vom Mutmacher Amigo – die Mutmachkarte zum Ausdrucken: (Hier)

 

Möchtest Du dir zu diesem Thema mein YouTube-Video anschauen: Dann klicke (Hier)

„Hochsensible Kinder nicht wunderlich, sondern wundervoll“ – so lautet einer der Titel meiner Bücher

Weitere Infomationen zu diesem Buch: Hier

 

Manchmal gibt es bei hochsensiblen Kinder zu viele Selbstzweifel und Unsicherheiten, Mutmacher Amigo möchte Kindern

Mut machen – weitere Informationen zu Amigos tiereische Mutmach- und Entspannungsgeschichten: Hier

  (ab 8.8. gibt es das Buch auch als Taschenbuch und Bonuslink)

 

Herzensgrüße und alles Gute für die Einschulung

Sabina

Sabina Pilguj
sabiza@t-online.de

Im Sonnenjahr 2017 habe ich mich entschlossen mit einem Blog „Ibiza"- Ich bin ich - zentriert und achtsam“ online zu gehen. Ich schreibe über alltägliche Themen, über Hochsensibilität, mein Herzensanliegen "Hochsensible Kinder stärken", den Lifestyle-Hippie, Yoga und Kinderyoga sowie über unsere tierischen Freunde.

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