06 Mai Das Taktilo-Monster schlägt zu!
Warum die Matratze sticht – Hochsensible Wahrnehmung
Hochsensible Wesen nehmen mit ihren 5 Sinnen (oder auch mit dem 7. Sinn) die Welt ja bekanntlich sehr viel intensiver wahr. Das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen.
In diesem Erfahrungsbericht möchte ich über das „Taktilo-Monster“ berichten und wie es mich nervt.
Taktile Wahrnehmung
Der Begriff „taktile Wahrnehmung“ beschreibt die Oberflächensensibilität der Haut, also den Tast- und Empfindungssinn. Unsere Haut nimmt über unterschiedliche Rezeptoren verschiedene Reize wie Berührung, Wärme/Kälte (Temperatur), Druck und auch Schmerz wahr. Die von den Rezeptoren wahrgenommenen Reize werden über die Nervenfasern direkt an das Zentralnervensystem weitergeleitet und das Empfinden und Wahrnehmen wird aktiviert.
Hochsensible Wahrnehmung
In meinen Seminaren beschreibe ich Hochsensibilität immer als sehr individuell und facettenreich. So ist es auch in der taktilen Wahrnehmung. Jedes hochsensible Wesen reagiert anders auf Reize.
Es gibt unzählige Beispiele von Feinfühlern, da wird der kostbare Kaschmirschal als Kratzbürste am Hals wahrgenommen, der Reißverschluss am Pulli fühlt sich im Halsbereich wie unangenehme Eisenbahnschienen an und auch die Nähte an den Socken können einen den Tag vermiesen. Ganz zu schweigen vom Schuhkauf! Dieses Problem kenne ich auch, die Schuhindustrie hat scheinbar die Marktlücke „Hochsensibler Fuß“ noch nicht für sich entdeckt. Die meisten Schuhe drücken nämlich an meinen Füßen, weil die Nähte komisch sitzen, der Schuh am Knöchel scheuert, die hintere Kappe in die Achillessehne drückt … usw. Ein paar gut sitzende und vor allen Dingen moderne Schuhe zu finden, ist für mich ein Glücksfaktor pur!
Jeder hochsensible Mensch wird die Liste der „Unangenehmen Empfindungen“ sicherlich mit vielen eigenen Beispielen ergänzen können.
Wir Hochsensiblen sind eben in unserer Wahrnehmung echte Mimosen! (Eine Mimose ist für mich eine wundervolle Pflanze mit einer sehr sensiblen Wahrnehmung. Ich liebe Mimosen! Nur leider ist der Begriff umgangssprachlich negativ konnotiert).
Ich bezeichne mich gerne als Mimose (warum erzähle ich in dem Vortrag – Kinderyogakongress 2015 – Hochsensible Kinder erkennen und fördern
Das Taktilo-Monster und ich
Es gibt gerade wieder ein aktuelles Beispiel in meinem Leben, in dem das „Taktilo-Monster“ wieder einmal zugeschlagen und mich genervt hat!
Ich habe mir eine neue Matratze zugelegt. Sie war ziemlich teuer, da ich auf bestimmte Kriterien Wert gelegt habe. Und ganz ehrlich, nach der Beratung und dem Probeliegen, fand ich die Matratze auch ganz ok.
Aber schon nach der 2. Nacht kam es ganz heimlich angeschlichen und das „Taktilo-Monster“ hat wieder zugeschlagen! Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, weil meine Matratze im Rücken „stach“. Na ja, sie stach nicht wirklich sondern drückte. Überall.
Auf einmal fühlte sich das neue Teil ganz komisch an. Warum habe ich die Dellen, die an Wellenmuster oder Abdrücke am Strand erinnern, nicht schon beim Probeliegen gespürt?
Wer sich diesen Sandstrand mit den Wellenmustern gut vorstellen kann, weiß was ich meine. Legt man sich in den Sand mit den Wellen, dann ruckelt man ja auch ein paar Mal hin und her, damit dieser sich glättet und es sich angenehm im Rücken anfühlt.
Bei der Matratze ging es aber nicht. Die Wellen und Dellen ließen sich auch nicht besänftigen, in dem ich einfach noch eine weiche Unterlage auf die Matratze legte.
Das „Taktilo-Monster“ ließ sich nicht vertreiben und nervte weiter! Und ich bin schließlich am Morgen zerknirscht aufgewacht und fühlte mich im Rücken ganz schön lädiert.
Meine Matratze „sticht“
Als ich am nächsten Morgen total zerknirscht aufgewacht bin und meinem Mann erzählt habe, dass meine Matratze „sticht“ habe ich fragende Blicke geerntet und den passenden Kommentar dazu erhalten: „Eine Matratze kann nicht stechen!“
„Doch, meine Matratze sticht aber und die Dellen und Wellen drücken auf meine Wirbelsäule“, erwiderte ich.
Die Sachlage sollte geklärt werden und mein Mann legte sich probeweise auf die „stechende“ Matratze und konnte leider meine Wahrnehmung nicht teilen. Irritiert und fragend schauet er mich an …
Ich konnte mich definitiv nicht mit dieser Matratze anfreunden und wir haben die Schlafunterlagen einfach durch getauscht.
Er liegt jetzt auf diesem Teil und kann darauf himmlisch schlafen – tief und fest wie ein Bär – ohne Störungen von irgendwelchen „Wellen“ und Dellen.
Meine erhöhte Oberflächensensibilität hat sich wieder einmal zu einem Nervfaktor entwickelt.
Wikipedia schreibt dazu: „Bei gesteigerter taktiler Wahrnehmung spricht man auch von taktiler Abwehr. Aus dieser Überempfindlichkeit ergibt sich eine Abwehrhaltung gegenüber den empfangenen Reizen. Diese kann sich gegen Berührung durch Personen richten, aber auch gegen Materialien (Sand, Schlamm, Staub, Kleister, Filz) oder Oberflächen (Metall, Holz).“
(Quelle: Oberflächensensibilität https://de.wikipedia.org/wiki/Oberfl%C3%A4chensensibilit%C3%A4t)
Also, eine (taktile) Abwehr kann ich gegenüber meiner neuen Matratze nicht feststellen, sondern einfach nur meine angeborene, sehr sensible Wahrnehmung.
Fazit: Ich werde beim nächsten Matratzenkauf genauso achtsam sein, wie beim Schuhkauf (das ist eine andere Geschichte), damit das „Taktilo-Monster“ keine Chance hat, wieder zuzuschlagen.
Liebe hochsensiblen Leserinnen und Leser, ich freue mich auf Ihre/Eure Beispiele von den der Begegnungen mit dem „Taktilo-Monster“.
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